Entscheidungen treffen bedeutet ja, sich von etwas anderem zu scheiden, andere mögliche Optionen abzuwählen. Und dafür Verantwortung zu übernehmen.

Führungskräfte und Manager verfügen in der Regel über genügend Techniken, um Entscheidungen aus rationaler Sicht erfolgreich durchführen zu können.

Ich möchte mich im Folgenden der emotionalen Seite von Entscheidungen widmen.

Der Frage nachgehen, weshalb trotz der vorhandenen Professionalität bezüglich des Einsatzes von Werkzeugen, notwendige Entscheidungen nicht oder nur marginal oder gar kontraproduktiv getroffen bzw. nicht getroffen werden. Welche Änderungen sind in den sogenannten Metaprogrammen und Glaubenssätzen notwendig, damit die emotionale Kompetenz für die erfolgreiche Gestaltung von  Entscheidungsprozessen gestärkt werden kann.

 

Hinderliche, kontraproduktive Metaprogramme und Glaubenssätze (dienen der Sicherung des Okay-Seins) wären zum Beispiel:
Entscheidungen
Sei perfekt
Wer diesem Glaubenssatz folgt, wird  sich bis ins kleinste Detail dahingehend abzusichern versuchen, dass die Entscheidung absolut richtig sein wird. Dabei wird er oder sie „verhungern“ und seine oder ihre Mitarbeiter(innen) an den Rand des Wahnsinns treiben oder aus dem Unternehmen vertreiben. Und das Unternehmen verliert auf ganzer Strecke bis hin zur Insolvenz oder feindlichen Übernahme.
Mach´s allen recht
Dieser Glaubenssatz beinhaltet, Entscheidungen müssen absolut gerecht sein. Jeder und Jedes muss sich damit hundertprozentig identifizieren können. Die innere Überzeugung herrscht vor, dass sich diejenigen, die mit der Entscheidung nicht einverstanden sind, von dem Entscheider oder der Entscheiderin abwenden werden. Dieses Risiko können Menschen, die es allen recht machen wollen, nicht eingehen, da sie ihr Selbstwertgefühl überwiegend aus der Akzeptanz anderer speisen. Und wenn die nicht mehr erfolgt, ist Schluss mit lustig, die psychische Existenzgrundlage geht verloren.
Mach schnell
Wer diesem Glaubenssatz folgt, handelt nach der Devise, dass nur schnelle Entscheidungen gute Entscheidungen sind. Die Konsequenz ist, dass Komplexität simplifiziert wird und die Qualität der Entscheidung darunter leidet. Menschen, die kognitive Dissonanzen (Spannungsfelder, offene Gestalten) nicht aushalten können, haben oft eine geringe Frustrationstoleranz und sind eher Misserfolgs orientiert.
Wer sich in Entscheidungsprozessen

von einem oder mehreren oben genannter Glaubenssätze leiten lässt, wird Entscheidungen -oft wider besseren Wissens- danach treffen, ob sie  ihm oder ihr das psychologische Überleben sichern. Dieser Mechanismus entzieht sich der Ratio, da Glaubenssätze das Ergebnis von in der Kindheit erfahrener Konditionierungen sind. Das Befolgen der Glaubenssätze sichert in der Kindheit das Vermeiden von Nicht-Okay-Sein-Erfahrungen. Das Nichtbefolgen wurde hart und schmerzhaft sanktioniert. Wenn uns die Genese von Glaubenssätzen (es gibt noch einige andere) nicht bewusst ist, werden wir unser Entscheidungsverhalten immer wieder neu rationalisieren (immer mehr von demselben). In der Gestaltpsychologie werden Rationalisierungen als Bullshit bezeichnet.

Die gute Nachricht

Glaubenssätze können aufgelöst werden. Da sie sich in der Kindheit gebildet haben, ist jedoch oft Unterstützung eines professionellen Begleiters nötig. Es geht um sogenannte Neu-Entscheidungen aus dem Ego-State der Erwachsenen Persönlichkeit.

Sofern Sie für sich selbst oder für Mitglieder Ihrer Organisation Unterstützung für Neu-Entscheidungen und damit erfolgreicherem Umgang mit sich selbst und anderen wünschen, freue ich mich auf Ihr Signal.

Hans Peter Wimmer